CAPinside 3 MIN LESEDAUER 03.05.2021

Zwischenzeitlich hängten Value-Aktien sogar die so gehypten Tech-Werte ab. Doch kommen Value-Aktien tatsächlich langfristig zurück? Für den CAPinside-Trend fangen wir monatlich die Stimmungslage der Investmentkultur ein. Was die Investmentprofis über die Rückkehr von Value denken – und welches Thema jetzt wichtig wird.

Als die CAPinside-Trend Debatte für den April begann, sah es so aus, als würde tatsächlich die Value-Welt ein ungeahntes Comeback feiern. Rohstoffe waren wieder gefragt, auch Finanztitel und andere zyklische oder zinssensitive Sektoren erlebten ein ungeahntes Comeback. Die immer schneller voranschreitende Impfkampagne und die Aussicht auf einen „Post-Corona-Boom“ stießen eine regelrechte Sektorrotation an, die im März und Anfang April ihren Höhepunkt fand – und seitdem die Debatte um Value und Growth befeuerte.

„Dass es in der Frühphase eines konjunkturellen Aufschwungs – und da stecken wir hoffentlich dank der erfolgreichen Bekämpfung der COVID-Pandemie mitten drin – oft zu einem Rebound von zuvor hart gebeutelten Titeln, typischerweise aus dem Value- oder Non-Quality-Segment, kommt, ist nicht unüblich“, ordneten die Analysten von Hérens Quality Asset Management AG um CEO Diego Föllmi in einem Debattenbeitrag ein. Jedoch würden die zugrundeliegenden Basiseffekte schnell verschwinden – die strukturellen Probleme der Unternehmen aber nicht.

Breit in die Rotation oder das Momentum

Investments in Value-Unternehmen zu so einem Zeitpunkt sind demnach also nur sinnvoll, während die kurzfristige Rotation akut wirkt. Dass dem so ist, zeigen auch einige Datensätze aus dem Kapitalmarkt. „In guten Value-Phasen werden Value-Investoren somit zu Trendfolgern, oder aber andersherum bekommen Momentum-Investoren ein indirektes Value-Exposure“, erklärt Marc Ospald, Managing Partner bei Habbel, Pohlig & Partner, die Entwicklungen, die er in seinem Kommentar zum Thema mit geeigneten Daten nachwies. Während Ospald also beim Momentum zu Vorsicht aufrief, gab es auch eine Menge weiterer Ansätze zu Investments zwischen Value und Growth. Yoram Lustig und Michael Walsh von T. Rowe Price sowie Dr. Joseph H. Davis von Vanguard rieten vor allem zu Diversifizierung – ähnlich sah es auch die Mehrheit der CAPinside-Community.

Etwa 70 Prozent der über 150 Umfragen-Teilnehmer gaben an, dass sie beide Anlagestile mischen, 13 Prozent wollen weiterhin auf Growth-Titel setzen. Immerhin sieben Prozent werde ihre Allokationen eher in Value umschichten. In dem Falle braucht es dann aber einen spezifischen Umgang mit Value-Aktien. Der Meinung war jedenfalls Community-Mitglied Florian König, seines Zeichens leidenschaftlicher Value-Investor von der PI Privatinvestor Kapitalanlage GmbH: „Wichtig ist das Verhältnis von Preis zu Wachstum. Liegt das Verhältnis unter 1, also ist die Wachstumsrate höher als der Bewertungsmultiplikator (KGV oder Free-Cashflow-Multiplikator), kann es ein tolles Investment sein.“

Tech-Werte gegen Value

Von der Intermediärs-Seite der Community gab es ebenfalls einige Denkanstöße – allerdings mit dem Tenor, dass für viele Anleger die Diskussion um Growth oder Value gar nicht besonders relevant sei. „Im Gespräch mit dem Kunden sind diesen eher Themen wichtig. Nach Themen wie Nachhaltigkeit, Technologie, Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz wird von den Kunden eher gefragt, als ob ein Fonds einen Value oder Growth-Ansatz hat“, kommentierte etwa Dieter Deckenbach, Inhaber vom Finanzcontor Deckenbach e. Kfm. Und auch Thomas Andrew Backenhaus, der selbstständig als Finanzdienstleister tätig ist, verweist auf die meist nicht lange anhaltenden Zyklen der zwei Investmentstile: „Dieser Faktor sollte daher von kurzfristigen Anlegern oder solchen, die die Märkte zeitlich abgrenzen wollen, berücksichtigt werden. Ob die aktuelle Stärke der Value-Aktien anhalten wird, bleibt abzuwarten.“

Eine mögliche Antwort auf diese Frage lieferte Eike Steinberg, der als Senior Investment Experte bei CAPinside tätig ist. Er geht nicht davon aus, dass der Value-Schwenk lange bleibt. Auch die starken Zahlen der Technologie-Unternehmen, die meist als Growth-Werte zählen, sprechen gegen ein langfristiges Value-Revival: „Nach monatelanger Seitwärtsbewegung haben die ‚Big Techs‘ wieder eine deutlich stärkere Performance und könnten bald ein Startsignal für Growth-Werte geben.“ Dass die Tech-Werte eine ganz besondere Rolle innerhalb des Value-Growth-Kontinuums einnehmen, schrieb auch Hagen-Holger Apel, Vertriebsleiter Wholesale/Retail DACH bei DNB Asset Management, in seinem Kommentar. Er verweist auf sogenannte Tech-Value-Werte: „Sie profitieren vom Aufbau weltweiter Cloud-Datenzentren – wie dies auch bekannte Konzerne im Software- oder Internetsektor tun, etwa Alphabet, Amazon oder Microsoft, für die jedoch ganz andere Preise gezahlt werden.“

Die Infografiken zum Download:

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