Wir erleben derzeit eine verkehrte Welt: Banken verlangen Zinsen dafür, dass man ihnen Geld anvertraut. Grund: Die Negativzinsen kosten die Banken Milliarden. So verwundert es nicht, dass die Banken inzwischen „Strafzinsen“ (im Bankendeutsch: Verwahrungsentgelt) verlangen, sobald bestimmte Summen auf dem Konto überschritten werden.

Gleichzeitig explodieren die Kosten. So verteuerten sich die Gebühren für Kontoführung, Handel und Aufbewahrung von Wertpapieren seit 2015 um fast 40 Prozent, wie das Statistische Bundesamt jüngst bekannt gab. Dank der Niedrigzinsen fahren Anleger aber bereits ohne diese Verwahrentgelte mit ihren Sparguthaben Verluste ein.

Wer bspw. 100.000 Euro angespart hat, erzielt bei 0,5 Prozent Zinsen einen Ertrag von 500 Euro. Abzüglich der Kapitalertragssteuer und einer Inflationsrate von „nur“ einem Prozent, entsteht bereits ein Verlust. Man kann sich also am Ende des Jahres weniger    kaufen als zu Beginn des Jahres.

Inflation als Problemverstärker

Wir alle wissen aber, dass die Inflation viel höher liegt als ein Prozent und leider auch hoch bleiben wird. So betrug die Inflationsrate in Deutschland im Januar 2022 stolze 4,9 Prozent im Vergleich zum Januar 2021. Bei Negativ- zinsen von 0,5 Prozent schon ein Real-Verlust von rund 5,4 Prozent in einem Jahr. Bei gleichbleibend hoher Inflation von fünf Prozent über 13 Jahre hinweg,  würde dies eine Halbierung des Wertes bzw. der Kaufkraft des Sparkapitals bedeuten. Im März 2022 stieg die Inflation gar auf 7,3%(!) – dies würde bereits nach 9 Jahren zur Vermögenshalbierung führen.

Ukrainekrieg heizt die Inflation zusätzlich an

Leider verstärkt auch die Ukrainekrise die Inflation zusätzlich – und zwar nicht nur während des Konfliktes, sondern auch darüber hinaus. Russland ist nun mal ein wichtiges Rohstoffland und eine Verteuerung von Rohstoffen wird sich über die gesamte Produktionskette hinweg auswirken. Die Folge dessen wird es sein, dass die Notenbanken von den ursprünglich  geplanten Erhöhungen der Leitzinsen im Jahr 2022 Abstand nehmen werden.  Schließlich wird die Ukrainekrise auch die Wirtschaft gehörig unter Druck bringen. In diesem Jahr droht folglich eine schwache Rezession oder zumindest Stagflation, eine stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitiger Inflation.

Steigende Zinsen wären da kontraproduktiv für die Wirtschaft – und das ist natürlich    auch den Notenbanken und Regierungen bekannt, die indirekt zusätzliche Konjunkturpakete auf den Weg bringen werden. Diese konjunkturellen Maßnahmen müssen als Folge dessen wieder durch die Notenbanken finanziert werden.

Inflationsauswirkungen sind mannigfaltig

Viele Menschen und Marktteilnehmer leiden unter Inflation. So bekommen Kreditgeber am Ende inflationsbereinigt sogar weniger zurück, als sie ausgeliehen haben, was die Darlehensnehmen auf der anderen Seite freuen dürfte. Pensionskassen und Lebensversicherungsgesellschaften geraten bei einer andauernden Inflation in Schieflage.

Besonders aber der normale Sparer bekommt die Geldentwertung im Alltag und auf dem Sparbuch schmerzlich zu spüren. Seit Januar 2011 haben Sparer nominal rund 90 Milliarden Euro Sparzinsen auf ihre Einlagen erhalten; nach Abzug der Inflation bedeutet das jedoch einen Kaufkraftverlust von rund 220 Milliarden.

Ohne Aktien geht es nicht!

Viele mögen Aktien vor dem Hintergrund von Krieg und Krisen zunächst als zu gefährlich erachten – als Anlageberater zeige ich meinen Kunden jedoch immer wieder auf, wie Korrekturen auf den Aktienmärkten wirksam abgefedert werden und wie Anleger und Anlegerinnen sich auch vor dem Hintergrund einer intransparenten Ausgangslage richtig aufstellen können.

Und das gilt für jede Krise – sei es der Coronacrash im März 2020 oder auch während des Krieges in der Ukraine. Eine Börsenweisheit des Altmeisters André Kostolany beschreibt es ganz gut: „Aktien kauft man, wenn die Kanonen  donnern.“ So tickt eben die Börse und wer jetzt kauft, bekommt einfach mehr für sein Geld – was leider für fast alle anderen Bereiche so nicht gilt.

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