Die Einstellung der Menschen zur Ernährung hat sich gewandelt. Die steigende Nachfrage durch die zunehmende Weltbevölkerung gepaart mit endlichen Ressourcen und Klimaveränderungen machen diesen „Megatrend“ auch für Anleger interessant.

Denn die Menschen schauen genauer hin, was sie essen, wie sie es essen und wie es produziert wird. Das wirkt sich bereits heute massiv auf die Versorgungskette von Nahrungsmitteln aus. Mehr Bio, weniger Fleisch, mehr frische Lebensmittel, weniger industriell verarbeitete Nahrung, so heißt das Credo heute.

In den USA stieg der Umsatz von Bio-Lebensmitteln im Zeitraum 2005 bis 2016 um 224%. „Der Trend zu gesünderen Lebensmitteln ist ein lang anhaltender säkularer Trend – ein Trend, der vielleicht weniger ein Megatrend an sich ist, aber von mehreren Megatrends wie Nachhaltigkeit, einem stärkeren Fokus auf Gesundheit, technologischer Entwicklung und demografischen Entwicklungen unterstützt wird“, sagt Alice de Lamaze, Fondsmangerin des Pictet – Nutrition.

Trendverstärkend wirken eine wachsende Bevölkerung und die steigende Nachfrage nach Nahrung, Energie und Werkstoffen, welche die endlichen Ressourcen belasten. In den großen Schwellenländern steigt mit dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auch der Nahrungsmittelbedarf. „Diese höhere Nachfrage muss zudem mit weniger Ressourcen befriedigt werden“, sagt Evy Hambro, Global Head of Thematic and Sector Investing bei BlackRock. Weltweit ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche in den vergangenen 20 Jahren nicht größer geworden. Gleichzeitig ist der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 42 Prozent vor 30 Jahren auf heute etwa 25 Prozent gesunken. „Um mit weniger mehr zu produzieren, muss die Produktivität stetig gesteigert werden“, so Hambro.

„Heißes Eisen“ für Anleger

Ob Megatrend oder säkularer Trend – für Anleger ist Ernährung eine Investment-Idee, auf das sie über aktiv gemanagte Fonds, ETFs und natürlich Einzelaktien setzen können. Für Picet-Managerin de Lamaze ist es sogar ein „heißes Thema“. Die Landwirtschaft im Allgemeinen ist eine der am wenigsten investierten und bislang vielleicht am wenigsten disruptiven Branchen. „Sie ist aber auch eine der wichtigsten Branchen weltweit und weist ein großes Entwicklungspotenzial auf“, so die Expertin. Die Strategie von Pictet-Nutrition konzentriert sich auf die Zukunft der Nahrungsmittelsysteme, die entlang der Nahrungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher investieren. „Ernährung selbst war ein besonders vernachlässigtes Thema, das nun jedoch zunehmend an Bedeutung gewinnt“, so de Lamaze. Einige der bekanntesten Lebensmittelhersteller würden ihre Strategien dahingehend ändern, dass sie sich mehr auf die Ernährungsforschung oder gesündere Alternativen konzentrieren. Auch Bern Deeken ist überzeugt: „Dieser gesamte Trend ist unfassbar attraktiv, da er strukturell ist und das Kräfteverhältnis im Nahrungsmittelbereich zumindest in Teilen neu ordnet“, so der Fondsmanager des Berenberg Sustainable World Equities. „Dies offeriert auch Chancen für neue und innovative Geschäftsmodelle.“

Potenzial am alternativen Proteinmarkt

Im Jahr 2019 gab es einige Börsengänge im Ernährungsbereich, darunter das spektakuläre Debüt von Beyond Meat, einem Hersteller pflanzlicher Fleischimitate. Außerdem gab es in den vergangenen Jahren bedeutende Übernahmen von etablierten Unternehmen aus dem Bereich der pflanzlichen und präzisen Agrartechnologie durchgeführt. „Wir haben auch den Hype um Food Delivery Services erlebt, die sich an den Food Away From Home Trends orientieren und unseren Lebensstil im 21. Jahrhundert beeinflussen“, sagt de Lamaze. Der extrem erfolgreiche Börsengang von Beyond Meat habe gezeigt, dass das Interesse der Investoren für den geschätzten alternativen Proteinmarkt geweckt sei. Zumal Experten schätzen, dass dieser bis 2030 ein Volumen von 270 Milliarden US-Dollar hat.

Der Börsenerfolg von Beyont Meat zeigt auch noch etwas anderes: „Die Anlagen mit dem höchsten Wachstumschancen, aber auch leider dem größten Risiko, sind sicherlich Aktien von Unternehmen, die ein spezifisches Produkt beziehungsweise Teilsegment abdecken“, sagt Berenberg-Fondsmanager Deeken. Von diesem Trend würden jedoch auch Unternehmen mit einer hohen Innovationskraft profitieren, die auf Basis ihres etablierten Geschäftsmodells einen zusätzlichen Wachstumstreiber erhalten würden. So sei die Kerry Group aus Irland, ein etablierter Hersteller von Inhaltsstoffen für Nahrungsmittel, auf natürliche Inhaltsstoffe fokussiert. Aber auch Firmen wie die Schweizer Lonza, die eigentlich aus der Pharmabranche stamme, würden ihr Know-how für aktive Wirkstoffe in Nahrungsmitteln nutzen.

Die Beispiele zeigen: Für Anleger gibt es unzählige Möglichkeiten von diesem Trend zu profitieren. Angefangen bei den Produzenten von Rohstoffen, wie Sojabohnen- und Erbsenproteinen, bis hin zu den Herstellern dieser Produkte selbst. Aber auch diverse Zulieferer von Geschmacksaromen werden Nutznießer dieses Trends sein. „Viele kleinere Start-ups, die pflanzenbasierte Fleischimitate herstellen, sind derzeit noch gar nicht börsennotiert“, ergänzt Jörg Dehning, Analyst für den Bereich Food & Beverage sowie Manager des Fonds DJE – Agrar & Ernährung. Er erwartet hier weitere Börsengänge. „Dabei sollten insbesondere diejenigen Produzenten erfolgreich sein, die die bestehenden Vertriebskanäle am besten erschließen.“ Kantinenbetreiber und Fastfood-Ketten hätten durch die Sortimentserweiterung um vegetarische Angebote beispielsweise zuletzt durchaus nennenswerte Umsatzzuwächse erzielen können.

Anlageuniversum im gesamten Ernährungsbereich wird sich in den nächsten Jahren erheblich vergrößern

Aufgrund des noch relativ neuen Marktsegments ist eine selektive Auswahl von Einzelwerten essenziell“, so Dehning. „Schaut man sich zudem die Bewertung einzelner Titel genauer an, erkennt man, dass bereits zum Teil viel Euphorie und Vorschusslorbeeren in manchen Kursen enthalten sind.“ Er findet es daher aktuell attraktiver, Aktien von Aromenherstellern und Nahrungsmittelproduzenten zu kaufen, bei denen das Potenzial noch weniger stark im Kurs reflektiert sei. Er rät wie sein Kollege Deeken – wenig überraschend – zu Fonds. „Fonds haben zugleich den Vorteil die Risiken, in dem von niedrigen Eintrittsbarrieren geprägten Markt, besser streuen zu können“, so der DJE-Experte.

Groß ist die Auswahl nicht, noch nicht. Denn Ernährung ist als Investitionsbereich noch recht neu. „In Wirklichkeit gibt es relativ wenige börsennotierte Anlagestrategien, die sich wirklich mit dem Thema Qualitätsernährung befassen“, sagt Pictet-Managerin de Lamaze. Viele Strategien würden den Zugang zu Kalorien, reinen Rohstoffen oder Methoden zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge – oft in Form von Düngemitteln, Kali und Chemikalien – betrachten, aber nur wenige würden sich wirklich auf die gesamte Nahrungskette vom Erzeuger bis zum fertigen Produkt konzentrieren und sowohl Wert auf die Qualität der Endprodukte als auch auf die Produktionsmethoden legen. „Das Anlageuniversum dürfte in den kommenden Jahren deutlich wachsen, da in den kommenden Monaten mehr Unternehmen einen Börsengang über den gesamten Ernährungsbereich vom Ackerbau bis zur Gabelwirtschaft und Lebensmitteln anstreben“, ist die Expertin überzeugt. Immerhin: Auf der privaten Seite gibt es eine zunehmende Aktivität in den Bereichen Private Equity und Venture Capital, wobei in diesem Bereich Mittel oft mit agrar- oder lebensmitteltechnischem Fokus bereitgestellt werden.

Einige, der im Text genannten Fonds und Aktien kann man kaufen. Wer sein Portfolio auf diesen Zukunftstrend ausrichten möchte, der kann dies im individuellen Beratungsgespräch besprechen. Gern bin ich für Sie da!

*) Erschienen ist dieser Artikel am 20.12.2019, veröffentlich von CAPInside. Der Originalartikel stammt von Jessica Schwarzer (Asset Allocation & Investment Strategien).

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