oder wie man die übertriebenen Marktverwerfungen für neue Anlagemöglichkeiten strategisch für sich nutzen kann
Das Erdbeben im Indischen Ozean – auch Sumatra-Andamanen-Beben genannt – am 26. Dezember 2004 um 00:58 Uhr UTC löste eine Reihe von verheerenden Tsunamis an den Küsten des Indischen Ozean aus. Es war das drittstärkste jemals aufgezeichnete Beben und jeder, der alt genug ist, kann sich wohl noch an die gut dokumentierten Bilder und Videos der zahlreichen Weihnachtsurlauber in Thailand erinnern.
Mit der Corona-Krise verhält es sich ganz ähnlich, man kann es mit einer Naturkatastrophe vergleichen, auf die man nur reagieren kann. Wir werden in den kommenden 6 Monaten eine Rezession erleben, vergleichbar der nach der Lehman-Krise 2008. Wenn es gelingt die Krise einzudämmen und Medikamente/Impfungen rechtzeitig entwickelt werden können, dann sollte es zu einer Erholung kommen, die dank der geld- und fiskalpolitischen Unterstützung stärker als nach der Finanzkrise 2009 ausfallen könnte.
Die Märkte haben eine Rezession von etwa 50% eingepreist, wie stark die Unternehmensgewinne tatsächlich fallen werden, lässt sich momentan nur erahnen. Notfallzinssenkungen mehrerer Notenbanken und Anleihekaufprogramme in nie dagewesener Größenordnung und Geschwindigkeit sollten sich positiv auf die Unternehmensanleihemärkte auswirken.
Gute Opportunitäten eröffnen lukrative Kaufchancen
Der Corona-Virus löste „Panik“ an allen Märkten aus – auch die vermeidlich sicheren Häfen Gold und BitCoin gerieten zumindest kurzzeitig unter Druck. Die Risikoprämien sind auf Niveaus gestiegen, die man seit der Finanzkrise 2008/09 nicht mehr gekannt hatte. Bis auf US-Treasuries und Bundesanleihen sind alle Marksegmente seit Jahresbeginn im tiefroten Bereich. Der Zinsdifferenz der US-Treasuries hat sich bis auf 100 Basispunkte den Bundesanleihen angenähert, ein Indiz für eine neutrale Marktbewertung. Die Finanzierung der gewaltigen Rettungspakete – in der EU sind es 1,11 Billionen €uro in 2020 – wird sich negativ auf die Kreditwürdigkeit der Staaten auswirken, was wiederum die Renditen in der nächsten Zukunft nach oben treiben dürfte. Dem entgegenwirken die neuen QE-Programme, die den Anstieg zumindest eingrenzen sollten.
Mit Blick auf die weitere Marktentwicklung gehe ich von einer ähnlichen Entwicklung wie 2009 aus. Wer investiert blieb, konnte die alten Niveaus bereits nach einem Jahr wieder erreichen. In den kommenden Wochen und Monaten ist deshalb eine Erholung sehr wahrscheinlich, da Anleihen auch dazu tendieren ihren mittleren Wert („mean reversion“) anzusteuern. Dieser Fact sollte gerade im Investmentgrade-Bereich zu einer deutlichen Outperformance führen, da hier die eingepreiste Ausfallrate mit 12 bis 18% extrem hoch erscheint. Bei den Hochzinsanleihen liegt die eingepreiste Ausfallrate sogar bei 45%, was nicht nur unwahrscheinlich hoch erscheint, sondern sogar im historischen Kontakt fragwürdig anmutet.
Im Vergleich dazu: Nach der Finanzkrise 2008/09 kam es bei den globalen High Yield Emittenten zum einem ca. 13%-igen Zahlungsausfall. Auch die Hartwährungsanleihen aus den Emerging Markets sind nach dem Kursrutsch sehr attraktiv bewertet. Der Risikoaufschlag zu den US-Treasuries beträgt aktuell 7%, was eine deutliche Unterbewertung signalisiert. Auch wegen der immer noch schlechten Stimmung kann man hier momentan günstig einkaufen. Der Anti-Zykliker kauft auf diesem Niveau ein, vor allem bei Emittenten, die zu Unrecht derartig hart abgestraft worden sind.
Fazit:
Jede Krise bietet auch eine interessante Investmentchance; ich erwarte in den nächsten Jahren signifikantes Erholungspotential und attraktive Renditen auch gerade in den nicht ganz so häufig betrachteten Rentenmärkten.