Unwetter, Feuer, Rohrbruch: Hausbesitzer brauchen umfassenden Versicherungsschutz, um im Schadensfall nicht vor dem Ruin zu stehen. Welche Policen sich lohnen – und welche verzichtbar sind.

Zwei Stockwerke, 140 Quadratmeter Wohnfläche, Wintergarten: Für Johannes Baumgartner war der Bau sines Einfamilienhauses in seiner Heimat, einem bayerischen Dorf an der Donau, ein lang gehegter Traum. Bereits als Student hatte er einen Bausparvertrag abgeschlossen, um sich dereinst ein Haus leisten zu können. Drei Jahrzehnte später war es so weit: Die Finanzierung war gesichert, alle Verträge unterschrieben, schon morgen könnte der Bau der 250.000 Euro teuren Immobilie beginnen.

Doch Baumgartner zögerte. Kurz zuvor hatte Sturm Friederike über Deutschland gewütet, Bäume aus dem Boden gerissen und Schäden in Milliardenhöhe angerichtet. Baumgartner wollte auf solche Ereignisse vorbereitet sein. Er machte einen Termin bei seinem Versicherungsmakler und fragte nach: Welche Versicherungen brauche ich für mein Haus? Welche Bausteine sollten sie enthalten? Welche sind verzichtbar?

Kunden wie der fiktive Johannes Baumgartner sind in Beratungsgesprächen immer häufiger anzutreffen. Gerade nach schweren Naturereignissen wie Orkan Xavier im vergangenen Herbst oder Sturm Friederike im Januar machen sich Menschen verstärkt Gedanken über den Schutz der eigenen vier Wände. Weil es in Deutschland keine Versicherungspflicht für Gebäude gibt, muss jeder Besitzer selbst entscheiden, welche Angebote er annehmen will und welche er ausschlägt. Grundsätzlich gilt: Schadensfälle, die selten und zugleich so schwerwiegend sind, dass dem
Hausbesitzer bei ihrem Eintreten der finanzielle Ruin droht, sollten abgesichert werden.
Schon beim Bau einer Immobilie kann es für Eigentümer brenzlig werden. „Hausbauer haften persönlich, falls etwas auf der Baustelle passiert“, warnt Stephan Scharfenorth, Geschäftsführer des Baufinanzierungsportals Baufi24.de. Absichern kann man sich mit einer Bauherren-Haftpflicht. Die Kosten für die Police belaufen sich auf etwa ein Tausendstel der Bausumme, sagt Scharfenorth. Für seine 250.000 Euro teure Immobilie muss Baumgartner also zwischen 200 und 300 Euro kalkulieren. Eigenleistungen berechnen die Versicherer meist zusätzlich. Heißt: Legt der Bauherr beim Hausbau selbst mit Hand an, erhöht sich die Prämie, weil Versicherer seine Eigeninitiative als höheres Risiko bewerten.

Nach Fertigstellung

Ist das Gebäude fertiggestellt, sollten Vermieter und Grundstückseigentümer unter Umständen eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht abschließen. Sie springt ein, wenn Personen auf dem Grundstück zu Schaden kommen. Eine solche Versicherung gibt es ab etwa 26 Euro im Jahr, abhängig unter anderem von der Größe des Grundstücks. Der
Abschluss einer solchen Police empfiehlt sich allerdings nur für Hausbesitzer, die ihre Immobilie vermieten. Bewohnt der Eigentümer das Haus selbst, greift im Schadensfall in der Regel die private Haftpflichtversicherung.

Welche Versicherungen für Hausbesitzer Pflicht sein sollten.

Der Abschluss einer Wohngebäudeversicherung gehört dagegen zum Pflichtprogramm. „Sie ist der 360-Grad-Schutz für jedes Gebäude“, wirbt Oliver Hauner, der beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die Bereiche Sachversicherung und Schadensverhütung zuständig ist. Die Höhe der Prämie ermitteln Versicherer auf Basis von Lage, Baujahr und Beschaffenheit der Immobilie. Ein Einfamilienhaus wie das von Baumgartner – Neubau, Keller, massives Fundament – lässt sich schon für weniger als 200 Euro pro Jahr versichern. Bei Bestandsimmobilien sollten Vermittler besonders stark auf die Höhe der Versicherungssumme achten.

„Gerade bei älteren Bauten kommt es häufig vor, dass das Gebäude im Laufe der Zeit modernisiert oder erweitert wird. Das wirkt sich auch auf den Wert der Immobilie aus. Der Bauwert ist dann unter Umständen nicht mehr maßgeblich“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg.

Elementarschäden – mehr als nur Zusatz?

Als Zusatz zur Wohngebäudeversicherung bieten die meisten Versicherer Elementarschadensversicherungen an. Die Höhe der Prämie variiert stark, je nach Standort der Immobilie. Wer in der Nähe eines Flusses wohnt oder am Rand eines Berges, muss mit einem deutlich höheren Betrag rechnen als Immobilienbesitzer, die weit entfernt von sogenannten Wohngefährdungszonen wohnen. Eine Police für Immobilien außerhalb solcher Risikozonen kostet rund 100 Euro im Jahr. An Flüssen, die oft über die Ufer treten, wird es deutlich teurer. Manche Versicherer bieten neben dem Elementarschutz zusätzliche Bausteine an wie die Übernahme von Aufräumkosten nach einem Unwetter. Solche Policen sind in der Regel etwas teurer als Versicherungen, die allein den Schaden am Gebäude ersetzen. Sie können Hausbesitzern aber im Ernstfall viel Geld sparen.

Ebenfalls Pflicht: der Abschluss einer Hausratversicherung. Die Angebote der Versicherer variieren erheblich. Manche Anbieter sind günstig, schließen aber Schäden aufgrund grober Fahrlässigkeit aus. Andere zahlen bei Diebstahl zwar den Schmuck aus dem Tresor, aber nicht das Fahrrad. Auch bei der Höhe der Versicherungssumme gibt es massive Unterschiede. Viele Anbieter nehmen eine Pauschale pro Quadratmeter an. „Der Versicherer verzichtet dann auf eine Prüfung auf Unterversicherung“, erklärt Franke. „Überschreitet das Inventar jedoch den so ermittelten Wert, sollte die
Versicherungssumme entsprechend angepasst werden, da maximal bis zur Höhe der Versicherungssumme geleistet wird.“

Insgesamt müsste Hausbauer Baumgartner für sein Eigenheim mit Versicherungskosten von rund 350 Euro pro Jahr rechnen, plus einmalig rund 200 Euro für die Bauherren-Haftpflicht. Auf den Monat gerechnet ergibt das eine Belastung von etwa 30 Euro, die er zusätzlich zur Kreditrate tragen müsste. Verglichen mit der Höhe der möglichen Schäden, die den Traum vom Eigenheim zerstören könnten, ist das eine geringe und lohnenswerte Investition.

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