Die kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherung bildete in den letzten Jahren die wichtigste Grundlage der privaten Altersvorsorge. Millionen von Lebens- und Rentenversicherungspolicen wurden in Deutschland abgeschlossen und werden es bis heute, die Laufzeit erstreckt sich nicht selten über mehrere Jahrzehnte. Beim Vertragsabschluss sind mögliche finanzielle Notlagen, in die man im Laufe seines Lebens gelangen kann, nicht vorhersehbar, die eingezahlten Beiträge könnten nach vielen Jahren an anderer Stelle dringend benötigt werden. Die Kündigung einer solchen Versicherung wird hierfür in Betracht gezogen, rentabler ist allerdings das Abtreten der Ansprüche am Versicherungsvertrag, was zu einem wachsenden Zweitmarkt für Lebens- und Rentenversicherungen geführt hat.

Wie sieht die Zusammensetzung des Zweitmarktes für Lebens- und Rentenversicherungen genau aus?

Dieses besondere Marktsegment umfasst hauptsächlich Lebensversicherungen von Privatpersonen, die in finanzielle Notlage geraten sind und über eine Auflösung des bestehenden Vertrags nachdenken. Alternativ zur Kündigung wird es möglich, die Versicherung an einen Investor oder Finanzdienstleister zu verkaufen, der den Vertrag weiterführt und zum Ablaufdatum von der Auszahlung des Vertrags profitiert.

Zwei Vorgehensweisen sind möglich: In einem Fall entscheidet sich der Versicherungsnehmer, die Leistungsansprüche aus dem Vertrag, an einen Investor oder Finanzpartner abzutreten. Seine Rolle als Versicherungsnehmer bleibt hierbei erhalten, weshalb diese Variante seltener gewählt wird. In den meisten Fällen erfolgt die komplette Übergabe des Versicherungsvertrags an den Investor, der zum Übernahmezeitpunkt die Rolle des Versicherungsnehmers einnimmt und den Vertrag nach den vorgegebenen Konditionen weiterführt. Über die Abtretung des Versicherungsvertrages bzw. die Ansprüche auf Versicherungsleistungen wird ein gesonderter Vertrag zwischen dem Versicherten und dem Investor aufgesetzt. Dieser regelt, welche Summe der Verkäufer für das Abtreten seiner Lebensversicherung erhält.

Der finanzielle Vorteil aus Sicht des Versicherungsnehmers

Die Aufgabe einer kapitalbildenden Versicherung ist eine tiefgreifende Entscheidung, mögliche Alternativen hierzu sollen später noch vorgestellt werden. Alleine im Vergleich zur Vertragskündigung ist der Verkauf für den ursprünglichen Versicherungsnehmer deutlich attraktiver. Grund hierfür ist die vergleichsweise geringe Rückzahlungssumme, die er bei Kündigung des Vertrags erhält. Dieser sogenannte Rückkaufswert umfasst im Wesentlichen die bis dahin eingezahlten Beiträge, eine zusätzlich gewährte und geringe Gewinnbeteiligung wird nicht selten durch Stornogebühren und Entschädigungen für die vorzeitige Kündigung aufgezehrt. Beim Verkauf werden ihm hingegen einige Prozent mehr als der reine Rückkaufswert ausgezahlt – wie viel, hängt vom jeweiligen Käufer ab und macht einen Angebotsvergleich lohnenswert.

Nicht jede Kapital-Lebens- oder Rentenversicherung ist dabei gleichermaßen attraktiv. Potenzielle Investoren überprüfen die Konditionen bestehender Verträge sehr genau, beispielsweise ob der Rückkauf der Versicherung steuerpflichtig wäre oder nicht. Auch wenn einzelne Investoren kein Angebot für die eigene Lebensversicherung unterbreiten, muss dies nicht für alle gelten – ein Verkauf kann mit Abstrichen bei der Auszahlungssumme trotzdem erfolgen. Ein Zuschlag von > 10 Prozent gegenüber dem Rückkaufswert ist beim Verkauf durchaus möglich und macht das Abtreten des Vertrags finanziell reizvoll. Derart hohe Prozentsätze werden allerdings nur erreicht, wenn es sich um ältere Verträge (vor 2005 abgeschlossen) handelt.

Vorteile des ankaufenden Investors

Zunächst führt der Investor als Begünstigter die Lebensversicherung weiter, was sich für ihn als Vorteil erweist. Die Gründe für die Teilnahme am Zweitmarkt für Lebensversicherungen sind aber vielschichtiger. So sind Finanzunternehmen nicht nur am Kauf einzelner Policen interessiert, vielmehr sind sie bestrebt, ein Kollektiv an möglichst vielen Verträgen aufzubauen. Durch das Verhindern zahlreicher Kündigungen reduziert sich die Stornoquote des Versicherers, was sich positiv auf die Risikodeckung der Gesellschaften auswirkt und die Chancen auf höhere Gewinnanteile verbessert. Je mehr Verträge über den Zweitmarkt abgewickelt werden können, desto lukrativer ist ihr Erwerb und umso „schmackhafter“ kann die Auszahlung an potenzielle Verkäufer gestaltet werden.

Natürlich muss der Investor für den Ankauf der Lebens- und Rentenversicherungen über die notwendige Kapitalstärke verfügen, fast ausnahmslos erfolgt die Übernahme einer Kapital-Lebens- oder Rentenversicherung kreditfinanziert. Die Investoren sind maßgeblich von den Entwicklungen des Kreditmarkts mit seinen Zinsschwankungen abhängig, wodurch die Übernahme von Verträgen mehr oder weniger lohnenswert wird. In Zeiten teuer zu finanzierender Kredite wird eine geringere Bereitschaft seitens der Investoren vorliegen, kapitalbildende Versicherungen abzukaufen oder hierfür besonders hohe Rückkaufwerte zu bezahlen. Welche Risiken bei der Finanzierung eingegangen werden, hängt vom jeweiligen Investor ab und macht den Vergleich unterschiedlicher Angebote verschiedener Finanzunternehmen ratsam.

Macht der Verkauf einer Lebens- oder Rentenversicherung für den einzelnen Versicherten überhaupt Sinn?

Ein derartiger Vorsorgevertrag wird meistens abgeschlossen, um in der Rentenphase von einer zusätzlichen Geldauszahlung zu profitieren. In Zeiten sinkender gesetzlicher Renten und steigender Lebenshaltungskosten werden die wenigsten Haushalte auf eine private Altersvorsorge verzichten können, der Verkauf der Lebens- oder Rentenversicherung sollte deshalb mit Bedacht durchgeführt werden. Was in der aktuellen Situation für einen finanziellen Vorteil sorgt, kann im schlimmsten Fall mit Eintritt ins Rentenalter Altersarmut bedeuten. Sofern das Geld aus einer Lebensversicherung nicht unbedingt benötigt wird, sollte diese auf jeden Fall weitergeführt werden, um eine sinnvolle Absicherung im Alter nicht komplett einzubüßen.

Sind die fortlaufenden Beitragszahlungen das Problem, ist ein ruhender Vertrag im Vergleich zur Kündigung oder dem Verkauf die bessere Alternative. Hierdurch sinken zwar die ursprünglich zugesagten Leistungen aus dem Versicherungsvertrag, der Versicherungsnehmer büßt seine Altersvorsorge allerdings nicht gänzlich ein. Soll alleine eine Entscheidung zwischen Kündigung und Verkauf getroffen werden, ist der Verkauf im Regelfall die bessere Alternative. Dies gilt neben der finanziellen Auszahlung auch durch das Aufrechterhalten des Anteils der Risiko-Lebensversicherung, den viele Investoren zusichern. Im Todesfall erhalten die Hinterbliebenen hierdurch eine kleine Auszahlung, die es im Falle der echten Kündigung des Versicherungsvertrags nicht geben würde.

Fazit zum Zweitmarkt-Verkauf

Dies ist Folge von finanziellen Schwierigkeiten zahlreicher Haushalte, die durch den Verkauf des Vertrags mehr Geld als bei der Kündigung erhalten. In beiden Fällen werden die finanziellen Probleme zeitlich nach hinten verschoben, spätestens im Rentenalter drohen durch die gekürzte Altersvorsorge größere Entbehrungen. Ist unabhängig von diesen Bedenken die Entscheidung für den Verkauf gefallen, lässt sich deutlich mehr Geld als bei der reinen Kündigung erzielen. Wie bei allen finanziellen Überlegungen, wie Wahl der „richtigen“ Hausbank (kostenlose Kontenführung mit Kreditkarte) oder die Auswahl der richtigen Sparanlage, ist der Vergleich verschiedener Anbieter und Konditionen unbedingt empfehlenswert!

 

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